Biodiversität in Pflegeplanung einbeziehen
Werden Strassenränder bereits im Mai oder Juni gemäht,
dem Höhepunkt der Blütezeit, bedeutet dies das abrupte Ende für den gesamten Sommerflor. Pflanzen können keine Samen bilden und mehrjährige Arten keine Nährstoffe in die Speicherorgane einlagern. Viele Tiere verlieren mit einem Schlag ihre Nahrungsgrundlage, wenn nicht gar das Leben.
Deshalb:
• Am besten erst ab Oktober mähen (oder mulchen) und mindestens 10 Prozent «Altgras» stehen lassen;
• muss im Sommer geschnitten werden, dann mähen statt mulchen, dies ist viel schonender für Kleintiere;
• wertvolle Sträucher nicht entfernen;
• Stein- und Asthaufen oder Baumstrünke belassen, und wo möglich neue Strukturen anlegen;
• Schnitthöhe auf 10 cm einstellen, das schont die Fauna;
• invasive Neophyten gezielt vor dem Absamen bekämpfen.
Schonender Unterhalt ist kostengünstiger
Wegrandpflege erst im Herbst spart oft eine Mährunde. An vielen Orten genügt es, nur jedes zweite Jahr zu mähen, ohne dass die Sicht und damit die Sicherheit beeinträchtigt würde. Am besten ist es, Flächen abwechslungsweise zu mähen: Einmal hier, das nächste Mal dort. Die Devise lautet: Nur so viel wie wirklich nötig – und das ist weniger als man denkt. An den Rändern von Waldstrassen lässt sich somit beim Unterhalt sparen und gleichzeitig die Biodiversität fördern.
Und wichtig für den Waldbesitzer: Blumenreiche Waldstrassenränder bieten begehrtes Wildfutter und vermindern so den Verbiss durch Rehe an Jungbäumen.
Weitere Informationen und Zusatzmaterial
www.pronatura-be.ch > Projekte
Beratung zur Pflege der Waldstrassenränder
• Revierförster
• Pro Natura Bern, Tel. 031 352 66 00
Die Ränder von Waldstrassen sind für viele Orchideen, Eidechsen, Schmetterlinge und andere Tier- und Pflanzenarten ein wertvoller Lebensraum – besonders im Berner Mittelland, wo Magerstandorte ausserhalb des Waldes selten geworden sind. Die zurückhaltende Pflege zum richtigen Zeitpunkt spart Arbeit, freut Spaziergänger und fördert die Biodiversität.
Nirgends summen im Wald die Bienen und Hummeln so laut, blüht eine vergleichbare Pracht an Orchideen und Glockenblumen, raschelt so oft eine Eidechse durchs Gras wie an der sonnigen Böschung einer Forststrasse. Erst die Mulchmaschine setzt dem lebendigen Treiben vielerorts ein
frühzeitiges Ende. Zerquetschte Heuschrecken, tote Käfer und abgemähte Blumen sind allzu oft die traurigen Zeugen einer falsch geplanten Pflege.
Waldstrassenränder – reicher Lebensraum
Der Übergang zwischen Kiesstrasse und Bestockung ist, abgesehen vom Waldrand, wohl der artenreichste Bereich im ganzen Wald. Die Waldstrassenränder sind mager, hell und kalkhaltig. Sie bieten damit u.a. einen Ersatzlebensraum für viele Arten, die aus dem Landwirtschaftsgebiet verschwunden sind. So liegen im Berner Mittelland 80 Prozent aller verbliebenen Orchideenstandorte entlang von Waldstrassen.
Das Strassenbankett ist ein Pionierstandort, vergleichbar mit Schutthalden und Kiesgruben. Im Böschungsbereich wurde beim Strassenbau der nährstoffreiche Oberboden entfernt. Da Strassen zudem Lichtschneisen sind im Wald, finden hier Bewohner der selten gewordenen Magerwiesen neuen Lebensraum. Die von den Rädern weggeschleuderten Steinchen kalken den Boden auf. Dort, wo die Böden sauer sind, wie vielerorts im Berner Mittelland, sind die Randstreifen dadurch basische Inseln im Säuremeer. Kalkliebende Pflanzen, zu denen auch die meisten Orchideen gehören, wachsen nur auf solchen Böden.
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